Bild des Empfangsplatten-Prüfstands
Kompetenzen - October 2022

Detektivarbeit im Labor

Innovativer Prüfstand für Schallmessungen

Wie und wo wird der Körperschall eines Spülkastens in den Baukörper weitergeleitet? Mit einem Empfangsplatten-Prüfstand lässt sich diese Frage exakt beantworten.

Ein Duofix Installationselement mit Unterputzspülkasten wird im Boden und an der Wand verankert, an eine Wasserleitung angeschlossen, sodann mit Gipsplatten beplankt und schliesslich mit Keramikfliesen verkleidet. In der Summe entstehen so zahlreiche Möglichkeiten, wie Schall an den Baukörper übertragen werden kann.

Mit Mikrofonen oder Beschleunigungssensoren lässt sich präzise ermitteln, wie laut die Spül- und Füllgeräusche des Spülkastens in den direkt daneben oder darunter liegenden Räumen sind. Dabei unbeantwortet bleibt jedoch, wie und wo die Schallenergie überhaupt in den Baukörper übertragen wurde.

«Meines Wissens ist Geberit gegenwärtig das einzige Industrieunternehmen, das über einen solchen Prüfstand verfügt.»
Joachim Förster, Entwicklungsingenieur Schallschutz bei Geberit

Geberit ganz vorne mit dabei
«Gesucht war eine Methode, die es ermöglicht, systematisch jede einzelne Schallbrücke zu untersuchen», erklärt Joachim Förster, Entwicklungsingenieur Schallschutz im bauphysikalischen Labor von Geberit in Rapperswil-Jona (CH). Als Mitglied eines europäischen Normengremiums begleitet er an einigen Hochschulen Projekte für die Grundlagenforschung. In dieser Funktion war er bei der Entwicklung eines Empfangsplatten-Prüfstands beteiligt. «Das Konzept dieses Prüfstands überzeugte uns, weshalb wir beschlossen, auch in unserem Labor einen zu errichten. Meines Wissens ist Geberit gegenwärtig das einzige Industrieunternehmen, das über einen solchen Prüfstand verfügt.»

Der Empfangsplatten-Prüfstand besteht im Wesentlichen aus drei mächtigen, tonnenschweren Betonplatten. Sie bilden zusammen den Eckbereich eines Raumes – also eine Bodenplatte und zwei Wandplatten. Jede Platte lagert auf schwingungsabsorbierenden Schaumstoffen und ist so vom Baukörper und den anderen Platten entkoppelt.

Im Empfangsplatten-Prüfstand wird eine WC-Spülung ausgelöst
Alles ist bereit für die nächste Messung. Dazu löst Joachim Förster einen Spülvorgang aus. (Foto: Ben Huggler)

Unbekannte Schallpfade entdeckt
«Die drei Betonplatten dient als Aufnahmemedien für Schallenergie, die ich mittels Beschleunigungssensoren genau ermitteln kann», bringt Joachim Förster die Funktionsweise des Prüfstands auf den Punkt. Beim Testaufbau mit dem oben erwähnten Duofix für das WC kann nach jedem einzelnen Installationsschritt gemessen werden, wieviel Schallenergie in den Boden oder in die Wand geleitet wird. Das ist aufwändige, aber aufschlussreiche Detektivarbeit: «Beispielsweise haben wir bei der Beplankung des Spülkastens Schallpfade entdeckt, die wir bis anhin noch gar nie untersucht hatten», verrät Joachim Förster.

Aussagekräftige Datenbasis
Als Folge der systematischen Schallmessungen auf dem Empfangsplatten-Prüfstand entsteht eine immer umfangreichere Basis an Referenzdaten. Diese Daten machen es möglich, normkonforme Schallprognosen für Neubauten zu erstellen. Joachim Förster ist überzeugt, dass Geberit damit Planer, Architekten und Bauherren bei der Auslegung von schalloptimierten Sanitärräumen noch kompetenter unterstützen kann.

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