Die fliessende Stabübergabe
Bogenkarriere bei Geberit
Stetig nach oben – dann pensioniert. Auf diese Weise verabschiedet sich zusammen mit einer Führungskraft auch viel Fachwissen abrupt in die Rente. Mit der sogenannten «Bogenkarriere» bietet Geberit eine Alternative, die nur Gewinner kennt.
Schon eine «Win-win»-Lösung für zwei Beteiligte ist ein Kunststück. Mauro Sonderegger und Urs Rüegg setzen aber eine Lösung in die Tat um, die gleich drei Parteien zu Gewinnern macht.
Vor gut einem Jahr hat sich Urs Rüegg, seit 25 Jahren Head of Product Engineering bei Geberit, dazu entschieden, seine Führungsfunktion an einen 20 Jahre jüngeren Kollegen aus seinem Team zu übergeben. «Zu diesem Zeitpunkt hat es sich abgezeichnet, dass demnächst drei Personen aus unserem fünfköpfigen Team altersbedingt austreten werden. Es war mir ein Anliegen, die Kontinuität und den Wissenstransfer in unserer Abteilung zu sichern», erinnert er sich. Unterstützt von seinem Vorgesetzten und von der HR-Abteilung tauschten er und sein Nachfolger, Mauro Sonderegger, die Rollen: Urs Rüegg konzentrierte sich fortan auf die Aufgaben des Entwicklungsingenieurs, Mauro Sonderegger übernahm die Führungsfunktion von Urs. Insgesamt zwei Jahre steht Urs Rüegg seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite. Dann ist die «Stabübergabe» vollzogen.
Wie im Stafettenlauf
«Es ist tatsächlich eine Stabübergabe. Wie in einem Stafettenlauf gelingt sie umso leichter, je besser sie eingespielt ist», sagt Mauro Sonderegger, der an diesem winterlichen Nachmittag neben seinem früheren Vorgesetzten und heute Mitarbeitenden sitzt. «Ich profitiere enorm vom Know-how, das Urs aufgebaut hat, auch von seinem Netzwerk.» «Ich habe wiederum die Gewissheit, dass das Wissen nicht verloren geht», fügt Urs Rüegg hinzu. «Es ist mir wichtig, alles gut abschliessen zu können. Schliesslich war ich insgesamt 39 Jahre für Geberit tätig.»
Kultur der Diversität und Förderung
Die dritte Partei, die von dieser Nachfolgeregelung profitiert, ist Geberit. Wie viele andere Unternehmen steht auch Geberit vor der Herausforderung, die geburtenstarken Jahrgänge zu ersetzen, die in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren altersbedingt aus dem Arbeitsprozess ausscheiden werden – bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. «Das Modell der Bogenkarriere bietet deswegen eine attraktive Lösung», bestätigt Vreni Schweizer, HR Business Partner am Standort Rapperswil-Jona in der Schweiz. «Es ermöglicht einen langfristigen Nachfolgeaufbau.» Zudem trage diese Form der Talentförderung zu einem entspannten, kollegialen Verhältnis zwischen den Generationen bei.
Urs und Mauro sind nicht das einzige Beispiel dieses Modells. Allein am Standort Rapperswil-Jona arbeiten derzeit vier «Bogenpaare». Das Fazit ist überaus positiv. Vreni Schweizer: «Wir möchten alle Interessierten dabei unterstützen, diese Form der Stabübergabe in Erwägung zu ziehen.»