Fahrerloses Transportsystem im Österreichischen Werk in Pottenbrunn
Kompetenzen - August 2022

Franzl und Bertl finden den Weg

Intelligente fahrerlose Transportsysteme

Sie sehen aus wie zwei überdimensionierte USB-Sticks und kurven fahrerlos in den Produktionshallen von Geberit in Pottenbrunn (AT) herum. Franzl und Bertl sind zwei intelligente Transportsysteme. Andere Geberit Werke haben auch bereits solche in Betrieb.

Franzl und Bertl sind so etwas wie beste Freunde. Wenn Franzl zu viel zu tun hat, eilt ihm Bertl zu Hilfe. Steht ein Hindernis im Weg, warnt Bertl den Franzl. Und umgekehrt. Wie es Freunde tun.

Franzl und Bertl sind FTS. Das ist die Abkürzung für fahrerlose Transportsysteme, der Fachbegriff für die beiden Gabelstapler. Auf einem Tablet lassen sich ihre Routen exakt abstecken und ihre Aufgabe definieren. Danach brauchen sie praktisch keine menschliche Intervention mehr und transportieren Paletten von der Logistik in die Produktion und zurück. Mitarbeitende des Werks deponieren Paletten an den vorgesehenen Orten, die Transportsysteme transportieren sie automatisch an den dafür vorgesehenen Bahnhof.

Keine Unfälle
Treffen sie auf ein neues Hindernis auf ihrer Route, umfahren sie es – und hinterlassen eine Notiz im System, um dem anderen einen abrupten Halt zu ersparen. Die Sensorik funktioniert hervorragend, Unfälle sind ausgeschlossen.

Franzl und Bertl sind seit 2020 im Geberit Werk im Österreichischen Pottenbrunn im Einsatz. Andreas Fink, Leiter Logistik in Pottenbrunn, sieht in den Transportsystemen der Firma Agilox einen grossen Unterschied zu anderen vergleichbaren auf dem Markt. «Die Entwickler kommen aus der IT der Automobilindustrie. Anders als üblich sind sie von der Software ausgegangen und haben darauf basierend ein Gerät entwickelt. Ein bisschen wie es bei Tesla der Fall war», sagt er. Dieser Unterschied zahle sich aus – die Geräte seien intelligenter als die Konkurrenz, ihre Software sei «einfach, flexibel und selbstständig» bedienbar.

Dank Start-Up
Die Entwicklerfirma Agilox bezeichnet er als Start-Up – sie ist weniger als zehn Jahre alt. Da sie ihren Sitz in Österreich hat, sind die Kommunikationswege kurz. Und der Support sei einwandfrei, sagt Andreas Fink. Auch wenn man kaum darauf zurückgreifen müsse. Denn die meisten Ausfälle lassen sich unkompliziert von Mitarbeitenden vor Ort beheben.

Etwa von Thomas Bugl, Leiter Versand, Warenannahme und Lager. Für ihn sehen Franzl und Bertl wie zwei übergrosse USB-Sticks aus. «Die beiden verzeichnen eine enorm hohe Auslastung», sagt er. Sie liege zwischen 89 und 91 Prozent. Fremdstörungen lägen gerade mal bei 0,01 Prozent, technische Störungen bei 1,27 Prozent.

Kurze Ladezeit
Auch die Ladezeit der beiden ist minimal. Neigt sich die Batterielaufzeit dem Ende zu, begibt sich der Stapler eigeninitiativ zur Ladestation. Zehn Minuten dort reichen, um ihn wieder in Schuss zu bringen.

Andreas Fink schätzt auch den Umstand, dass die beiden über eine von den Firmennetzwerken unabhängige, lediglich im WLAN eingeloggte Software funktionieren. «Die Einbindung ist dadurch viel unkomplizierter – und man kann mit ein paar Tablets die gesamte Steuerung sicherstellen.»

Für ihn sind Franzl und Bertl, die übrigens nach deren jeweiligen Projektleitern benannt sind, ein wegweisender Schritt zur weiteren Automatisierung. Und diese müsse nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Logistik stattfinden. Andreas Fink ergänzt: «Die beiden Transportsysteme fahren einfache, aber zeitraubende Wege, die sonst ständig Mitarbeitende zurücklegen müssten. So können wir diese für anspruchsvollere Arbeiten freispielen.»

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