«Geberit ist sehr sozial»
Vier Jahrzehnte in der Produktion
Sonja Bruhin arbeitet schon seit 40 Jahren in der Produktion bei Geberit in Rapperswil-Jona. Mit ihrem starken Erinnerungsvermögen und ihrer Flexibilität konnte sie sich stets auf Veränderungen einstellen.
Sonja Bruhin, wie hat deine berufliche Reise begonnen?
Ich bin seit Geburt blind und besuchte nach der Blindenschule eine Eingliederungsstätte in St. Gallen, um herauszufinden, welchen Beruf ich mit meinem Handicap ausüben kann. Ein Bürojob kam nicht in Frage. Durch Bekannte konnte ich in der Firma Weidmann in Rapperswil erste Berufserfahrungen sammeln.
Und wann kamst du zu Geberit?
Das war 1984, mit 23 Jahren. Als erstes war ich am Förderband tätig und habe händisch die kleinen Teile für das Füllventil zusammengesteckt. Damit ich ein Gefühl für die Abstände der Teilchen auf dem Förderband bekam, brachte mein Chef Klebstreifen auf dem Band an, die ich besser ertasten konnte. Als diese Montagelinie nach Pfullendorf ausgegliedert wurde, wechselte ich vor 13 Jahren zur Geberit Apparate AG. Im Dusch-WC-Bereich bin ich mit Verpackungsarbeiten und Vormontagearbeiten am Schweissapparat beschäftigt.
Was waren deine grössten beruflichen Herausforderungen?
Ich habe den Anspruch, zuverlässig und pflichtbewusst zu arbeiten. Dafür muss mein Job blind ausführbar sein, so dass ich Dinge ertasten kann. Muss ich für einen Arbeitsschritt eine Maschine bedienen, brauche ich Unterstützung. Das war aber nie ein Problem. Geberit ist eine sehr soziale Firma. Hier ist man sehr hilfsbereit.
Welche Veränderungen hast du in den 40 Jahren im Unternehmen wahrgenommen?
Ich stelle fest, dass viele Produktteile und Verpackungen deutlich kompakter, leichter und handlicher geworden sind. Früher gab es haufenweise Material in grossen Schachteln oder Harassen. Heute liegen sie in kleinen Behältern auf dem Regal an einem fixen Platz. Diese Ordnung und Struktur kommen mir sehr entgegen.
Auf welche persönlichen Erfolge bist du stolz?
Bei Ferienabwesenheiten übernehme ich teils Aufgaben, die ich noch von früher kenne. Wenn ich dann feststelle, dass ich die einzelnen Arbeitsschritte wieder abrufen kann, freue ich mich sehr. Ich habe ein gutes Erinnerungsvermögen.
Welchen Traum möchtest du dir in naher Zukunft erfüllen?
In einem Jahre gehe ich voraussichtlich in Pension. Was danach kommt, weiss ich noch nicht. Ich wünsche mir wieder einen Blindenführhund an meiner Seite, denn mein letzter Hund ist kürzlich verstorben. Leider ist die Wartezeit für einen Blindenführhund lang, aber ich stehe auf der Warteliste und bin zuversichtlich.