Kompetenzen - Juli 2025

Von Magie zur Methode

Keramikherstellung mit System

Die Prozessbeherrschung bei der Herstellung von Sanitärkeramik: Wie Geberit einen wissenschaftlichen Ansatz in die Produktion bringt.

Noch vor wenigen Jahren glich die Produktion von Sanitärkeramik einem alchemistischen Akt. Ton, Quarz, Feldspat und Wasser wurden zum sogenannten Schlicker vermischt – natürliche Zutaten, deren Zusammenspiel von zahllosen Faktoren beeinflusst wurde: dem Wetter draussen, der Luftzirkulation in der Halle, der Qualität des Wassers. „Die alten Meister der Keramik galten geradezu als Magier, die mit einem Blick sagen konnten, ob aus dem Schlicker etwas werden wird“, sagt Łukasz Olejnik, Produktionsleiter im Keramikwerk im polnischen Koło. „Es war ein Bauchgefühl – keine Wissenschaft.“

Daten statt Gefühl
Seit Anfang 2023 weht in Koło ein frischer Wind: Gefühl und Intuition werden durch Fakten und Daten ersetzt. „Wir setzen auf systematisches Verständnis“, erklärt Łukasz Olejnik.

Wer Łukasz Olejnik durch das Werk begleitet, spürt seine Begeisterung. Er bleibt vor Monitoren stehen, auf denen die klimatischen Parameter in der Giesserei-Halle in Echtzeit sichtbar sind. Zeigt auf schwere Vorhänge, welche die Halle mit den feuchten Keramikrohlingen umschliessen: „Sie verhindern, dass Zugluft die klimatischen Bedingungen in der Halle verändert. Damit schützen wir unseren Prozess vor Zufällen.“

Im polnischen Keramikwerk in Koło werden Gefühl und Intuition durch handfeste Parameter ersetzt. Copyright: Rafał Cwenk
Im polnischen Keramikwerk in Koło werden Gefühl und Intuition durch handfeste Parameter ersetzt. Copyright: Rafał Cwenk

Ressourcenschonende Qualität

Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftzirkulation, Mischverhältnisse, Verweildauer – alles wird gemessen, dokumentiert und justiert. Denn darum geht es: Verstehen, welche Paramater entscheidend sind – und diese stabil halten. Die Resultate sprechen für sich: Innerhalb von zwei Jahren sanken Ausschuss, Energieverbrauch, CO₂-Ausstoss und Wasserverbrauch. „Bessere Qualität bei weniger Ressourcenverbrauch“, fasst Łukasz Olejnik zusammen. „Das ist echte Nachhaltigkeit.“
Der Erfolg in Koło ist erst der Anfang: Der wissenschaftliche Ansatz wird nach und nach auf weitere Prozesse in der komplexen Keramikherstellung ausgeweitet. So verwandelt sich ein traditionsreiches Handwerk in einen modernen Prozess – effizient, ressourcenschonend und verlässlich. Wurde die Herstellung von Keramik endgültig entzaubert? Łukasz Olejnik nimmts mit Humor: „Wir haben die Magie nicht zerstört. Wir haben sie nur erklärt.“


„Wir haben die Magie nicht zerstört. Wir haben sie nur erklärt.“

Łukasz Olejnik, Leiter Produktion Keramikwerk Koło (PL)


Verwandte Themen EInblicke