Langeweile ist nicht ihr Ding
Frauen in technischen Berufen
Als junge Frau interessierte sich Justyna Kwiatkowska-Bącalska für die Geoinformatik, kurz GPS. Beruflich schlug sie einen anderen Weg ein. Im Keramikwerk in Koło (PL) leitet sie heute ein Team – das Team der GPS-Ingenieure.
«Ich wollte unbedingt in den Bereich GPS – und da bin ich!» Justyna Kwiatkowska-Bącalska lacht laut los. Es ist eine Fügung des Schicksals, dass sie sich als Studentin für die Anwendungen des Global Positioning System, also für Geoinformatik, begeisterte, heute aber in einem ganz anderen Bereich arbeitet, der intern dennoch GPS (Geberit Produktionssystem) genannt wird.
Nur eine Zwischenstation
Die Kombination von Geografie und technologischen Möglichkeiten der Vermessung und Positionierung faszinierten Justyna Kwiatkowska-Bącalska so sehr, dass sie das Ingenieurstudium an der Technischen Universität in Breslau (PL) aufnahm, Spezialisierung Bergbau und Geologie. Nach ihrem Abschluss suchte sie Arbeit – und fand in ihrem Fachbereich zuerst nichts. Also nahm sie sich Zeit für die Suche und heuerte temporär beim Keramikwerk in Koło an, Abteilung Kundenservice. Das war 2013.
Am liebsten vorne mit dabei
Zwei Jahre später übernahm Geberit im Zuge der Sanitec-Akquisition auch das polnische Keramikwerk. «Von da an wurde es sehr spannend», erinnert sich die heute 33-Jährige. «Gerade in der Produktion vollzog sich mit der Einführung von neuen Technologien und Prozessen eine Revolution. Und da wollte ich nicht mehr weg.»
2016 wechselte Justyna Kwiatkowska-Bącalska in die Produktion – als GPS-Ingenieurin. Sie bildete sich in Produktionsplanung und Management nebenberuflich weiter. Zu dieser Zeit begann man im Werk, nach und nach automatisierte Prozesse und Technologien einzuführen. 2020 starteten im Keramikwerk Vorbereitungen für die Installation der Druckguss-Technologie, seit 2022 ist die Druckgussmaschine im Betrieb.
Interdisziplinäre Arbeit
Zusammen mit ihrem dreiköpfigen GPS-Team übernahm Justyna Kwiatkowska-Bącalska die Erarbeitung und Anpassung der Arbeits- und Produktionsprozesse für dieses interdisziplinäre Grossprojekt. Denn die Umstellung auf die Druckgusstechnologie tangiert verschiedenste Bereiche im Werk, angefangen bei baulichen Massnahmen bis zu neuen Arbeitsprozessen und Sicherheitsvorkehrungen.
Die Ingenieurin war in ihrem Element. «Seither lerne ich jeden Tag ungemein viel über jeden einzelnen Arbeitsbereich», sagt sie, sichtlich glücklich über ihren vielfältigen Aufgabenbereich. Das Lächeln wird ihr noch lange nicht vergehen: Gerade wird im Keramikwerk die zweite Druckgussmaschine installiert.
KNOW-HOW INSTALLED
Bei der traditionellen Keramikproduktion wird der Schlicker in Gipsformen gegossen. Bis er sich verfestigt und die Körper aus der Form genommen werden können, dauert es bis zu zwei Stunden. Im modernen Druckguss-Verfahren werden poröse Kunststoffformen mit Schlicker befüllt und anschliessend das Wasser mit Luftdruck aus der Masse gedrückt. Damit lassen sich deutlich mehr Stücke pro Tag produzieren. Weiter sind Kunststoffformen viel länger nutzbar als solche aus Gips. Zudem kann Kunststoff direkt wieder befüllt werden, was bei Gipsformen nicht möglich ist, da diese erst über mehrere Stunden lang trocknen müssen.